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Teach-In
Einführung in die Sozialphilosophie. Die Aktualität der Frankfurter Schule: Immanente Kritik und Widerstand bei Herbert Marcuse und Hans-Jürgen Krahl
Das Ziel der Veranstaltung ist es, die am Philosophischen Seminar der UZH untervertretenen philosophischen Zugänge zu gesellschaftlichen Fragen zu diskutieren. Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten (BA, MA, PhD). Vorkenntnisse sind keine Bedingung. Quellen sind online verfügbar (siehe Literaturangaben) bzw. werden via E-Mail-Verteiler zugänglich gemacht (eine Einschreibeliste wird in der ersten Veranstaltung aufgelegt). Es gibt garantiert keine ECTS-Punkte und keinen Leistungsnachweis.
Durchgeführt von:
Wann
jeden zweiten Freitag, 16:15-18:00
Die Veranstaltung am 1.3. beginnt ausnahmsweise bereits um 14:15 Uhr und findet im KOL-G-212 statt!
1.3. u. 15.3. Marcuse / Krahl / Horkheimer: «immanente Kritik»
28.3.-7.4. Osterferien
12.4. Marcuse / Krahl / Saito: «Produktion, Entfremdung, Verdinglichung»
26.4. Marcuse / Fraser / Barca: «Reproduktion»
17.5. Marcuse / Krahl: «revolutionäres Subjekt?»
31.5. Marcuse / Davis / Robinson: «Weigerung oder Widerspruch»
Wo
KOL-F-123
am 1.3.: KOL-G-212
Die Aktualität der Frankfurter Schule: Immanente Kritik und Widerstand bei Herbert Marcuse und Hans-Jürgen Krahl
Was ist kritische Sozialphilosophie? Es ist die Untersuchung von Gesellschaft unter Voraussetzungen kapitalistischer Produktionsverhältnisse. Es geht ihr also um die klassisch marxistische Frage: Wie funktioniert die Reproduktion der Gesellschaft unter diesen Bedingungen? Seit dem Erscheinen von Habermas’ Theorie des Kommunikativen Handelns (1981) und Honneths Kampf um Anerkennung (1994) büsst das Projekt einer kritischen Sozialphilosophie aber stetig an Prominenz ein. Gleichzeitig nimmt seit den 70er-Jahren in anderen sozial- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen das Interesse an postkolonialen, feministischen und ökologischen Ansätzen kritischer Theoriebildung zu. Dem Marxismus, so die Kritik, fehle ein kritischer Begriff der sozialen Reproduktion. Er verenge das Verständnis menschlicher Wesen und ihre Vergesellschaftungsprozesse auf die Kategorien kapitalistischer Produktion und tauschbarer Lohnarbeit. Die marxistische Klassenanalyse und ihr Begriff der «produktiven Arbeit» seien «reduktionistisch» und «ethnozentrisch» also unfähig rassisierende und kolonisierende, sexistische und sexualisierende sowie speziesistische und naturzerstörerische Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse kritisch zu reflektieren. Dem Marxismus fehle ein kritischer Begriff der sozialen Reproduktion.
In Frühlingssemester unseres Kurses wollen wir zwei Exponenten der Frankfurter Schule mit dieser Kritik konfrontieren, Herbert Marcuse, der als «Klassiker» zu den ersten Mitarbeitern des Instituts für Sozialforschung gehörte, und Hans-Jürgen Krahl, Exponent der 1968er-Bewegung und zeitweise Mitarbeiter des Instituts mit einer kurzen, aber produktiven Schaffenszeit vor seinem frühen Unfalltod. Der Kurs steht unter folgender These: Die Kritik am Marxismus ist eine Kritik an der Verengung des sozialphilosophischen Paradigmas kritischer Theoriebildung. Die analytischen Kategorien der Frankfurter Schule bergen insofern eine ungebrochene Aktualität für kritische Intervention in den Sozial- und Kulturwissenschaften. Das wollen wir an Kernkonzepten (wie bspw. Widerspruch, immanente Kritik, Produktion/Reproduktion, Verdinglichung/Entfremdung etc.) diskutieren. Als Referenzpunkte dafür gelten zudem theoretische Interventionen von Angela Davis, Nancy Fraser, Cedric Robinson, Stefania Barca und Kohei Saito.
Programm inkl. provisorischem Semesterplan und Literatur (PDF, 236 KB)